Dienstag, 2. August 2016

... meinen eigenen Vorurteilen aufgesessen?

Wer hat denn nun die Kartoffeln umgegraben? Und wem gehört das Kohlfeld auf der linken Seite?

Am nächsten Tag gehe ich in den Garten und rufe Arras an. Er möchte gerne, dass ich etwas besorge für die neu gepflanzten Kohlpflanzen. Aber ich verstehe leider nicht genau, worum es geht. Er macht sich also auf den Weg zu mir in den Garten. Es dauert eine Weile, dann weiß ich warum. Er kommt nicht alleine sondern mit den anderen beiden, Warren und Dany. Sie zeigen mir mit Gesten worum es geht und erklären auf Englisch, dass Sie Dünger brauchen, so verstehe ich, damit die Pflanzen rasch und schnell wachsen können.

"Oh" sage ich, "aber nicht in meinem Garten" ... "Das ist ein ökologisch bewitschafteter Garten. Hier gibt es keine Pestizide und keine minrealische Dünger". Arras guckt fast erschrocken. Ich zeige auf den großen Haufen Unkraut und Grünzeug, den wir aufgeschichtet haben, und der - offenbar nur für mich - ein Kompost ist. Ich erkläre "Dies hier wird alles wieder zu Erde und die ist voll von organisch gebundenen Mineralien, die sich die Pflanzen selber nach Bedarf aus dem Boden holen können, wenn der Kompost zurück auf die Beete gebracht wird." Die Blicke werden noch fragender - scheint mir zumindest. Ich merke, so geht es auch nicht. Ich willige also ein, dass ich losgehe und Flüssigdünger kaufe, bestehe aber drauf, dass Sie diesen selber bezahlen. Ich selber will ja keinen Minraldünger nutzen, weil er das Bodenleben abtötet und die Wüchsigkeit der Pflanzen sukzessive vermindert. Freitag werde ich den Flüssigdünger in den Garten stellen.

Und so waren wir denn auch schon im Gespäch und ich frage: "Warum habt Ihr denn die andere Seite des Kartoffelfeldes auch umgegraben? Das ist doch die Seite von Hussein und Rasak?" Ohne abzuwarten ergänze ich, dass auch ich mindestens 10 Stunden Arbeit in diese Kartoffeln gesteckt habe, um die furchtbaren Käfer abzusammeln und Unkraut zu jäten .....und nun seien die Kartoffeln weg und nicht einmal alle ausgegraben ... und dazu noch viel zu früh, so dass sie gar nicht abreifen konnten.

Dann hole ich Luft und Warren erklärt, und ich höre endlich zu , dass das so abgesprochen war zwischen Hussein und Rasak und ihnen, das alle klar ist, ganz ohne Streit. Ich frage noch einmal nach und er bestätigt mir: "Die beiden anderen Gartennutzer sind einverstanden, wir haben das besprochen, Roduan und Hussein waren da, und wir haben die Kartoffeln gemeinsam herausgeholt. Einige von den Kartoffeln haben wir mitgenommen, den Rest die anderen beiden."

"Whow, ich glaubs nicht." Aber ich bin wirklich erleichtert, dass sie die Fläche in Absprache mit Hussein und Rasak bestellt haben.


So bleibt an dem Abend auch Zeit, dass Arras und ich uns noch über den Versuch, Tomaten auszusäen, austauschen. Betrübt erzählt er mir, dass das nicht gelungen ist. Er sagt, die Kartoffelkäfer hätten die Keimlinge aufgefressen. Ich bin echt erstaunt, aber er überzeugt micht, denn er zeigt mir, dass die Käfer nun auf unseren Tomaten sitzen und die Triebe anknabbern. Schade!  Ich hätte gerne gesehen, wie Arras die Tomaten weiter kultiviert.

Als ich dann beim Ausgeizen bin schaut er interessiert zu und fragt, was ich mache. Ich sage, das ich die überzähligen Triebe, die in den Blattachseln hervorkommen, herausbreche, damit die Pflanze genug Kraft hat für die Früchte. Er sagt, so mache er das auch.

Tomaten wachsen in Afrika, in Deutschland und wo auch immer eben am ertragreichsten, wenn man ausgeizt! Das sind geteilte Erfahrungen - über tausende Kilometer Entfernung hinweg.

Erst nachdem ich schon zu Hause bin denke ich: "Mensch, da warst du dir aber sehr sicher, dass die Afrikaner sich einfach ohne zu fragen das Land genommen haben ...und nun ist es ganz anders...."

Als wir uns am Freitag Abend treffen, um den Flüssigdünger auszubringen, entschuldige ich mich: "Sorry, I think I have to excuse me. I really thought you took the part of the garden whithout asking anyone of us ..."


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