Donnerstag, 8. September 2016

Ein Termin für alle

Montag, 1. August

Ich gehe pünktlich von der Arbeit und finde mich um 17 Uhr im alten Rathaus ein. Noch sind wenige da, und auch keiner meiner Gartenfreunde. Erst gegen 17.30 Uhr, als wir schon mitten im Memory-Spiel stecken, kommen Hussein und Rasak herein. Und erst als wir unten schon vor der Tür des Rathauses stehen kommen Arras, Warren und Dany, die wieder auf dem Weg sind in den Garten, um zu düngen. Nach einigem hin und her vereinbaren wir einen Termin für Dienstag um 19 Uhr. Alle nicken und sagen zu, dort zu sein.

Dienstag, 2. Augsut, 19.15 Uhr

Punkt sieben habe ich niemanden erwartet, aber um viertel nach ist noch immer keiner der Gartennutzer hier eingetroffen. Ich gehe also in den Garten. Wer weiß, ob die Verabredung nicht vielleicht mißverstanden wurde? - Aber auch dort ist niemand außer mir. Na, das war wohl nichts. Mit diesem Fiasko habe ich aber dann doch nicht gerechnet. Ich rufe Rasak an, denn es war ja vor allem sein Wunsch, dass wir uns alle gemeinsam treffen. Oder meiner?

Er sagt, er sei auch am Rathaus gewesen, um 5 Uhr nachmittags und niemand sei da gewesen. Da haben wir Punkt 1 der hheutigen Ein-samkeit, die falsche Uhrzeit, schon einmal geklärt. Dennoch äußere ich meinen Unmut, dass ich versetzt wurde und meine Freizeit mit Warten verbracht habe.

Im Gespräch mit ihm, und er spricht in gewisser Weise auch für Hussein, zeigt sich, dass der Widerstand, das Gespräch zu suchen mit den Afrikanischen Mitnutzern, um die Unstimmigkeiten zu klären, noch weit größer ist als ich dachte, und dass die Forderung an mich, die Unstimmigkeiten nun zu lösen, ich alleine und zwar durch autoritäre Festlegung von Gartenregeln, noch lauter wird. "Wie spannend" denke ich "Würde unsere Gesellschaft wirklich funktionieren, wenn wir immer erwarten, dass jemand anders für uns die Schwierigkeiten löst? Entsteht nicht ein gutes Miteinander nur, wenn Ansichten, Wünsche und Ziele ausgetauscht und Rahmenbedingungen verhandel werden? " Ich bleibe hart und lasse die Vorwürfe gegen die Afrikaner nicht gelten. Es geht in diesem Garten nicht darum, Differenzen zu verstärken, sondern Gemeinsamkeiten zu finden und eine gegenseitig Offenheit zu entwickeln, die jedem der Nutzer den Raum gibt, nach seiner Art und mit den eigenen Erfahrungen zu gärtnern. Regeln müssen gemeinsam gefunden werden - sofern sie nicht in der Satzung des Kleingartenvereins bereits festgelegt sind, damit hier alle Gartenpächter friedlich miteinander leben können. Dies ist eines der wichtigsten Elemente in einem Garten für mehrere Nationen: Das Recht auf Mitbestimmung, zumindest an diesem Ort.

Wie aber können die Gartennutzer ihre Fragen verhandeln, wenn sie keine gemeinsame Sprache sprechen?


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