Samstag, 2. Juli 2016

Ein neuer Code - oder doch lieber teilen?

Montag, 27. Juni

auf der Treppe des alten Rathauses sitze ich und rede deutsch mit drei der neuen Nachbarn, mit denen wir uns jeden Montag hier treffen. Da kommen meine Gartenfreunde auf dem Rad angesaust, stellen kurz das Rad ab aber bleiben nicht. Sie merken, dass ich ins Gespräch vertieft bin und wir geben uns nur kurz ein Zeichen, dass ich anschließend noch einmal im garten vorbeikommen - weg sind sie.

Als ich in den Garten komme, ist das erste was mir Rasak sagt: "Hey, wir haben ein Problem" und zeigt auf die Kartoffelkäfer. "Ja" sage ich "hab ich schon vor drei Wochen gesagt." Gibts da ein Mittel was man spritzen kann?" fragt Rasak. "Nein, nicht in meinem Garten". Ich erkläre, dass alles was ich spritze in den Boden gelangt und von dort wieder in die Pflanze. Also spritze ich eigentlich mich selber,wenn ich später die Kartoffeln esse, ich habe aber gar keine Schädlinge, die ich bekämpfen müsste ...
Aber die Kartoffelkäfer sind wirklich ein Problem. Wir sind uns alle einig: Die sehen sooooo ekelig aus. Und anfassen ist abscheulich, brrrr, nein. Aber ich weiß schon, wer diesen Job machen wird. Dabei wollte ich gar nicht so viele Kartoffeln im Garten und schon gar nicht so ganz und gar ohne Kompost ...

Das Bohnengestell auf der rechten Gartenseite wächst langsam in die Höhe. Eine neue Etage ist heute dazugekommen. Hussein und Rasak zeigen mir was sie noch alles im Garten gemacht haben während meiner Abwesenheit: An einer Stelle wächst nun Borretsch. Als ich ihnen sage, es sei ein Gewürzkraut, schütteln sie nur den Kopf, enttäuscht und unverständig, dass ich sowas als Saatgut gekauft habe - so interpretiere ich ihren Blick.  Ein wenig weiter oben erklärt mir Rasak, er habe die Rettich umgepflanzt und die Möhren, auch die Wurzelpetersilie hat nun einen neuen Platz und kommt nun doch ganz langsam wieder zum Vorschein, nachdem die Blätter fast alle vertrocknet waren.
An einer anderen Stelle haben Sie noch roten und grünen Pflücksalat und den Grünkohl - leider etwas verspätet - eingesät. Der Blattsalat zeigt schon seine ersten Blätter, das geht schnell!

Dann zeigen sie mir die Zwiebeln und da erst realisiere ich, dass an der Stelle, wo nun der Borretsch steht, auch einmal Zwiebeln standen, die in der Zwischenzeit komplett abgeerntet wurden. Gleiches hatte ich auch schon bei den niedrigen Zuckererbsen gesehen. Ich erfahre, dass einer der Freunde - oder mehrere? - in den Garten gekommen sind und sich hier bedient haben. Beide Gartenmitbenutzer sind empört und ärgerlich. Ein wenig scheint mir, sie erwarten, dass ich nun losgehe und ihren Freunden, die sich bedient habe, die Meinung sage. Ich aber denke anders. Wenn meine Gartenkollegen nicht wollen, dass Ihre Freunde sich bedienen, ohne im Garten mitzuhelfen, sollen Sie ihnen das auf arabisch verständlich machen. Das ist wesentlich leichter als wenn ich es auf deutsch versuche. Hussein sagt dann: Wir können den Code ändern. "Was?" "Wir können den Code ändern am Schloß." Er meint das Zahlenschloss an der Gartentür. Nachdem ich nocheinmal versuche beide zu bewegen mit den anderen zu sprechen und vorschlage, dass wir ja auch fair alles teilen könnten, merke ich, dass hier kein Weg zu beschreiten ist: Wir haben ab heute einen neuen CODE für unser Zahlenschloss. Die Ernte wurde gesichert! Ist das wohl der richtige Weg? Ich muss wohl noch einmal darüber nachdenken.

Schließlich ernten wir gemeinsam die Zuckererbsen. Ich ziehe mir zwei schöne Zwiebeln heraus und pflücke auch noch ein wenig Mangold. Vor den Zucchini diskutieren wir, ab wann wir diese wohl ernten können und ich sehe, dass beide sich schon darauf freuen, jetzt, wo klar ist, dass die gelben Zucchini auch Zucchini sind und wie die grünen gegessen werden können.

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