Sonntag, 17. Juli 2016

Neue Nachbarn im Garten

Im Holunder nistet sie, ich hoffe ich habe Sie nicht vertrieben.

Der Garten ist gar nicht groß. Dennoch ist ein Stück Land noch immer unbebaut. Weitere Flächen stehen voller Kartoffeln, die nun bald abgeerntet werden können. Anlass genug, noch einmal die Initiative zu ergreifen und bei den Afrikanern nachzufragen, ob noch Interesse besteht, im Garten mitzuwirken.

Sie waren es eigentlich, die die idee des Gartens im November letzten Jahres zur Sprache brachten. Als es aber los ging, Anfang diesen Jahres, und die Flächen verteilt werden sollten, fehlten Sie dann doch am ersten Arbeitstag und nur die syrischen Mitbürger und ein Algerier machten sich daran, den Boden umzugraben.

Da ich zwischenzeitlich, beim Jahresfest des Nachbarschaftstreffens, mit den Menschen aus Afrika wegen des Gartens noch einmal gesprochen hatte, wußte ich, dass diese unbedingt eine Fläche für sich wollten, die sie mit den Syrern nicht teilen und nicht mit ihnen gemeinsam bebauen müssen.

Letzte Woche bin ich also losgegangen und habe Arras aufgesucht. Er hat in Afrika in einem kleinen Dorf gelebt und Landwirtschaft betrieben. Ich habe ihm erzählt, dass eine Fläche frei sei, bei uns im Garten, und dass wir eine weitere frei machen könnten, weil die Kartoffeln dort nicht länger wachsen müssen. Diese Flächen könnten er und die anderen afrikanischen Freunde nutzen. Ja, sagte er, ja, er habe Interesse daran im Garten Gemüse anzubauen, wann wir uns denn treffen könnten? Wir vereinbaren einen Termin und ich setze noch nach, er könne auch den anderen Bescheid sagen, dass nun Platz im Garten sei.

Für heute haben wir uns verabredet. Als Treffpunkt hatten wir das alte  Rathaus ausgemacht. Kurz vor halb drei bin ich dort. Niemand sonst. Also setze ich mich auf die Stufen vor dem Eingang und hole mein Handy raus, um mir die Zeit zu vertreiben, ganz ohne Hoffnung, dass Arras wirklich kommen würde. Keine zwei Minuten vergehen und zwei Radfahrer bremsen vor mir. Ich schaue hoch, es ist Arras in Begleitung von Warren. "Whow", denke ich, "pünktlich und zu zweit!" Schon auf dem Weg in den Garten entsteht eine vollkommen andere Atmosphäre, obwohl beide afrikanischen Dialekt miteinander reden und ich, wie beim Arabisch, kein Wort verstehe. Im Garten angekommen zeige ich Arras und Warren die Flächen, die ich ihnen anbieten kann. Beide tauschen sich aus. Dann wird es lebendig, denn zwischenzeitlich ist sogar noch Danny auf seinem Rad angekommen. Erst als er mit der Grabegabel schon den Rasen umgraben will, verstehe ich, dass jeder von ihnen eine Fläche ganz eigenständig selbst bebauen will. Nein, nicht jeder, Warren will kein Land für sich, er will von Arras lernen und beim Pflanzen helfen.
Salat und Mangold ziehen um.
Schließlich haben wir für alle eine Gartenflächen bestimmt, besprochen, welche Gemüsesorten ich für die Pflanzung oder Saat noch zur Verfügung stellen kann und dass wir das Wasser in den Tonnen gerecht aufteilen müssen.



Dann geht es an die Arbeit. Wieder bin ich erstaunt. Danny schaufelt in einem irren Tempo zwei tiefe Wege in das Beet. Hier werden die Paprika wachsen, bedeutet er mir und zeigt auf die aufgewofene Erde.
Die anderen beiden sind genauso fix.Schon tauchen die ersten Kartoffeln aus dem Erdboden auf und ich komme gerade noch rechtzeitig um die frisch gesetzten Wirsinkohlpflänzchen davor zu retten von Erde verschüttet zu werden, als an anderer Stelle ebenfalls ein tiefer gelegter Weg  ausgehoben wird.

Mulch und Mischklutur:
Zwiebeln, Kohl, Salat und Ringelblumen
Ich denke, ich werde, wie mit den syrischen Gartenfreunden, auch mit den afrikanischen Gartennutzern Neues über Landwirtschaft und Gemüseanbau in anderen Ländern erfahren. Ich bin gespannt darauf und freue mich., dass sie mein Angebot angenommen haben, mitzumachen.

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