Mittwoch, 27. Juli 2016

Rhus thypina

Auch heut gehe ich spontan wieder in den Garten. Es ist ein fester Bezugspunkt und es gibt immer etwas zu schauen und zu gucken oder gar die ein oder andere Kleinigkeit zu werkeln. Die kleinen Salatpflanzen, die ich zu ihrer Rettung auf den Tisch gestellt habe, stehen dort noch immer nicht in ausreichender Entfernung zu den Schnecken, mal sehen, was in zwei Tagen dann noch übrig ist.

In den zweit Tagen sind die Borretsch enorm gewachsen und die Kartoffelkäferplage ist mit einem Mal verschwunden. Nur noch ein paar Tiere hängen an den Kartoffelstauden. Wunderbar. Gerade beuge ich mich über meine Salatpflänzchen, die ich zwischen die Kohlrabi in die Mulchschicht gesetzt habe, da öffnet sich die Gartentür und unerwartet kommen Hussein und Issak in den Garten. Großes Hallo, so lange habe ich Huassein nicht gesehen! Ich freue mich, dass er vorbeikommt. Mit Issak hatte ich noch heute morgen an der Bushaltestelle gesprochen, nun ist er hier, im Garten, obwohl er eigentlich gar nicht gärtnern will.

Er spricht schon so gut Deutsch, dass er nun die Sätze, die Hussein nicht versteht, für mich vom Deutschen ins Arabische - oder ist es Kurdisch?- übersetzt. Gemeinsam streifen wir duch den Garten. Ich erkläre, was sich verändert hat, und zeige Haussein die Beete der afrikanischen Nachbarn. Issak übersezt und Hussein versteht, dass die drei neuen Mitnutzer ihre Flächen ganz alleine betreiben werden und wir uns gemeinsam um den Rest kümmern. Von den Erbsen über die Bohnen, zu den Paprika und Kürbissen, es wird alles inspiziert und kräftig gerntet. Ein paar wundervolle Rezepte erzählt mir Iassak, so Zucchini gefüllt mit Hack und Reis, mit einem Schuß Zitrone - nein, er schüttelt den Kopf, nein mit etwas saurem, von einem Baum, sagt er, den er am Wegesrand auch schon entdeckt hat. Lecker! sagt er. Mit dem Kürbis macht seine Frau ein wunderbaren Kuchen. Ich verspreche ihm, er wird die Kürbisse hier ernten können. Er verspricht im Gegenzug, mich zu diesem leckeren Essen einzuladen: abgemacht auf Handschlag drauf!

Dann graben wir zu dritt noch einmal schwatzend die Kartoffelfläche um und finden noch so enige schöne rote Kartoffeln. Ich dränge die beiden, die Kartoffeln mitzunehmen, sie werden am Freitag kommen und sie holen. Vorerst nimmt Issak die kleinen gelben Zucchini mit. Die größeren hat er verschenkt. Nasrin ist vorbeigekommen und nun hat sie frische gelbe (!) Zucchini. Sowas kennen nicht einmal die Syrer, bei denen die Früchte so prächtig wachsen. Pfefferminze geb ich ihr dazu, denn das, so sagt sie, gehört in ein leckeres, syrisches Zucchinigericht. Wir verabreden uns für einen Gartenrundgang, denn wir hatten vor ein paar Tagen schon verabredet, dass wir gemeinsam nach einem Garten für sie suchen, den ich als Gartenpate begleiten werde.

Der Garten ist ein Ort der Begegnung, das habe ich heute gemerkt, ein Ort, der mich glücklich macht, weil er auf eine unergründliche Art verbindet, ohne Worte, einfach indem wir mit den Füßen auf dem gleichen Boden stehend, mit den Händen gemeinsam am Werk sind, inmitten alldessen, was immer und immer wieder einfach wachsen will und dessen Früchte wir voller Begeisterung wachsen sehen, ernten und mit Freude teilen. Ich habe nicht gedacht, dass ein Gemeinschaftsgarten so reich sein könnte.

Wir ghen heim. Beid bestehen darauf, mich zu begleiten. Warum, finde ich er heraus, als mir Issak diesen "sauren" Baum zeigt. Ich schauen hin, es ist der Essigbaum - Rhus thyphina! Der ist essbar? Ich verstehe, dass die Blütenstände, solange sie noch klein sind, verwendet werden und eine schmackhafte Säure ins Greicht bringen. - Dennoch, ich bin skeptisch und werde das recherchieren. Sicher ist sicher, wird doch allgemein gesagt, der Essigbaum sei giftig. 

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